Geschichte der Süsswasser-Zuchtperle in Asien

 

Süsswasser-Perlmuscheln Asien

"Hyriopsis schlegeli"
und "Hyriopsis cumingi"


 


Hyriopsis Schlegeli

Hyriopsis Cumingii 

Die Biwa-Flussperlmuschel ist eine langsam wachsende Süsswassermuschel die relativ groß wird und sich von Phytoplankton ernährt. Bis zur vollen Reife, d.h. bis sie ausgewachsen ist, vergehen mindestens 6 bis 7 Jahre. Das implantieren von Gewebeteilen für die Perlenzucht wird meist nach 2 Jahren vorgenommen, wenn die Muschel eine Größe von ca. 7 cm erreicht hat. Ausgewachsene Muscheln können eine Grö´ße von 13 - 16 cm erreichen und ein Alter von über 40 Jahren, falls geeignete Umweltbedingungen vorhanden sind. Die Aussenfarbe der Muschel ist grünlich-braun und passend zu dem Seeboden wo sie ihr Leben verbringt. Die Innenseite ist mit glänzendem Perlmutt beschichtet.

Die Süsswasser-Perlmuscheln sind geschlechtlich getrennt und zwar in männlich und weiblich. Ältere männliche Muscheln geben ihre Spermien frei in das umgebende Wasser ab, wo einige von ihnen in die weibliche Muschel über den Siphon gelangen. Daraufhin gibt das Weibchen ihre Eier an das umgebende Wasser abgegeben, wo sie auf die Spermien der Menschen treffen. Die Eier werden von Fischen durch das "atmen" aufgenommen und setzen sich mit kleinen Haken in den Kiemen der Fische fest. Dort entwickeln sich die Eier in den nächsten 8 bis 14 Tagen (je nach Wassertemperatur) zu Larven (Glochidien) die wie winzige kleine Punkte aussehen und nur durch ein Mikroskop erkannt werden können.  Die Entwicklung von befruchteten Eiern zu einer Larve/Glochidien hängt davon ab, ob die passenden Wirtsfische in der Umgebung vorhanden sind, denn nur an einem passenden Wirtsfisch kann sich die Larve entwickeln. Im Fall von "Hyriopsis schlegeli" ist der geeignete Fisch im Biwa-See die " Dreizack Grundel " ( Tridentiger kuroiwae ).  Nur bei intakten Umweltbedingungen kann sich die Muschel vermehren. Eine ähnliche Symbiose zwischen Fischen und Muscheln findet man auch in unseren Gewässern, wie z.B. dem Bitterling. Dort hat das Weibchen sogar eine 5 bis 6 cm lange Legeröhre um ihre Eier in eine Fluss-Muschel zu legen, die vorher von dem Männchen ausgesucht und bewacht wurde. Die Eier der Bitterlinge können nur in Muscheln heranreifen. Dies zeigt wie eng die Abhängigkeit der verschiedenen Tiere und Pflanzen von einander ist und bei der Störung des ökologischem Gleichgewicht, stirbt nicht nur eine Art aus, sondern ein ganzes System.   

 

Geschichte der Süsswasser-Perlenzucht in Japan


ISS007E17620
NASA photo of Shiga Prefecture,Japan from space.Courtesy of Earth Sciences and
Image Analysis Laboratory, NASA Johnson Space Center. http://eol.jsc.nasa.gov


Die heutige Süsswasser-Perlenzucht ist eng mit dem Namen BIWA-Perlen verbunden und teilweise wird auch heute fälschkicherweise für Süsswasser-Perlen der Name Biwa-Perlen verwendet. Der Name Biwa-Perlen darf nur für die Perlen aus dem See Biwa in Japan verwendet werden, wobei die Perlenproduktion in diesem See jetzt vollständig zum erliegen gekommen ist und "neue" Biwa-Perlen eigentlich nicht mehr erhältlich sind. Die heutige Süsswasser-Perlenzucht in China ist aus der Biwa-Perlenzucht hervorgegangen und ist heute eine der größten Perlenproduktion weltweit. Die bewegte Geschichte der Süsswasser-Perlenzucht bis zur heutigen Zeit möchten wir ihnen nachfolgend kurz schildern:

Im Jahr 1916 hatte Mikimoto seinen ersten Erfolg in der Züchtung von runden Salzwasserperlen auf der Basis der "Mise-Hishikawa" Methode, an der er seit 1888 bereits forschte. Die Basis dafür war die Implantierung eines Stück Mantelgewebes zusammen mit einem runden Kern einer Muschelschale. Der Erfolg bereitete Japan einen enormen Wirtschaftszweig, so dass bereits im Jahre 1935 über 350 Perlfarmern ca. 10 Millionen Zuchtperlen jährlich produzierten.

Nach dem Erfolg in der Salzwasser-Perlenzucht wurden Versuche unternommen mit den heimischen Süsswassermuscheln ebenfalls Perlen zu züchten. Dr. Masao Fujita, ein Freund und Mitarbeiter von Mikimoto und Nishikawa machte die ersten Versuche mit der Süsswassermuschel "Hyriopsis schelegi" in dem größten See von Japan, dem Biwa-See, der ca. 10 km nördlich von Kyoto in der Präfektur Shiga liegt. Jedoch waren die Ergebniss sehr gering und im Jahre 1930 erzielte er einige Perlen, die aber nicht rund sondern eher Barock und eher klein waren. Beide, Dr. Fujita und Yoshida machten zufällig eine Entdeckung, nämlich dass Mantelgewebe das zufällig in die Muschel gelang, das Wachstum von Perlen einleitet. Sie gaben dieser Entdeckung aber keine weitere Aufmerksamkeit. Zwei weitere Forscher, Seiishiro Udo und Kreisaburo Sakiyoshi haben die Entdeckung aufgegriffen und begannen mit den Expirementen nur mit Mantelgewebe ohne Kern im Jahre 1945. Sie richteten eine Perlenzuchtfarm im Hirako Reservoir, einem aufgestauten Arm des Beiwa-Sees ein. Ihre Forschung hatte im Jahre 1960 ihre ersten Erfolge und sie gründeten die erste Süsswasser-Perlenfirma "Shinko Pearl Company", die Perlen unter dem Namen Biwa-Perlen vertrieb.               

Der Erfolg der Süsswasser-Perlenzucht im See Biwa hat dazu geführt, dass in den frühen 1960er Jahren auch damit begonnen wurde in den zweitgrößten Seen in Japan mit der Perlenzucht zu beginnen. Und zwar im See Kasumigaura in der Präfektur Ibaraki , 70 km nordöstlich von Tokio durchgeführt und Gifu der Nähe von Lake Biwa nördlich von Nagoya. Wobei man bereits im Jahre 1930 die Muschel "Hyriopsis schlegeli" in den See Kasumigaura eingesetzt hat, da diese dort vorher nicht vorhanden war und in den 1950er Jahren bereits größere Bestände an Muscheln vorhanden waren und im Jahre 1963 bereits 180.000 Muschel für die Perlenzucht "operiert" wurden.      

Die Perlenproduktion im Biwa- und den umliegenden Seen wurde stetig gesteigert und erreichte im Jahre 1970 die Rekordernte von über 6 Tonnen. Danach sank die Perlenproduktion stetig bis zum Jahre 1998 wo nur noch ca. 200 Kg geerntet wurden und bereits in den Jahren 1990-1992 fast vollständig zum erliegen kam. Die Ursache dafür ist die enorme Verschmutzung des Sees durch Abwässer aus der Industrie und den Haushalten (damals ca. 1,3 Millionen Menschen in der Umgebung) sowie von Düngemitteln die aus der Landwirtschaft stammen und über die vielen Flüsse und Bäche dem See zugeführt haben. Dies hat zu einer enormen Algenvermehrung geführt, die zwar nicht schädlich für die Muschel ist, aber die abgestorbenen Algen den Sauerstoffhaushalt des Sees beeinträchtigen und dadurch die Muschel abstirbt. Weitere Ursachen sind der Lebensraumverlust sowie das stetige Ausbaggern des Sees. Weitere Ursachen sind die Überfischung sowie das einsetzen von exotischen Fischarten (Blau Gill - Lepomis macrochirus), die die heimische Fischarten (Tridentiger kuroiwae - Dreizack Grundel) verträngten, die für die Muschellarvenbildung als Wirtsfisch notwendig sind. Ein weitere Grund bestand auch darin, dass die übermäßige "Ernte" von ausgewachsenen Muschel die Bestände beeinträchtigten, da nicht genügend junge Muschel nachgezüchtet wurden, zumal auch die Zeit bis zur Perlen-Ernte zwischen 6 und 7 Jahren beträgt. Um das Problem der Muschelaufzucht im See zu umgehen, wurde ausserhalb des Sees mit der Muschelzucht begonnen, um Muschel bis zu dem Alter zum implantieren für die Muschelzucht, heranwachsen zu lassen und erst die "operierten" Muschel zurück in den See zu bringen, auch dies hatte keinen größeren Erfolg.  Ähnlich erging es der Perlenzucht im See Kasumigaura wo im Jahre 1963 mit der Perlenzucht begonnen wurde und im Jahre 1980 durch Umweltverschmutzung zum erliegen gekommen ist. 

Einige der Perlfarmer der Existenz zerstört wurden durch die Umwelteinflüsse an den Japanischen Seen, sind nach China ausgwandert und haben dort an den bis dahin noch nicht beeinträchtigten Seen mit ihrer Perlenzucht begonnen. Zu der damaligen Zeit hatte in China die industrielle Entwicklung noch nicht begonnen und damit auch gute Umweltbedingungen für die Perlenzucht vorgefunden. Die in China unter japanischer Aufsicht gezüchteten Perlen wurden zurück nach Japan exportiert und dort als einheimische Süsswasserperlen verkauft.

Die japanischen Perlfarmer haben ausser der aus Japan verwendeten Süsswasser-Muschel "Hyriopsis schlegeli" gezüchtet, sondern auch Versuche unternommen mit der in China heimischen Flussperl-Muschel "Hyriopsis cumingi", was einigen Erfolg brachte. Darüber hinaus haben sie aus beiden Muschelarten gekreuzt und s.g. Hybriden gezüchtet. Diese sollten gegen Umwelteinflüsse resistenter sein und wurden zurück nach Japan g3ebracht und in den weniger verschmutzten Seen für die Perlenzucht verwendet. Weiterhin wurden mit diesen Hybriden versucht die bis dahin erfolglose Perlenzucht mit Kernen zu versuchen, wobei sich im Jahre 1993 die ersten Erfolge einstellten. Und nach weiteren 4 Jahren Wachstumszeit im Jahre 1997 eine beträchtliche Ernte von runden Süsswasserperlen in den Abmessungen von 11 bis 16 mm und in dem Farbspektrum der Süsswasserperlen von weiß, crem, rosa bis lila möglich war. Zudem der Lüster hervorragend war, durch die lange Wachstumsperiode und einer sehr dicken Perlmuttschicht. Dies alles machte die "Kasumiga Perle" zu einer der begehrtesten Perlen in der Welt.        

 

Süsswasser-Perlenzucht in China

Im Gegensatz zu der Salzwasser-Perlenzucht bei der jeweils nur ein Kern in eine Muschel eingesetzt wird, können bei einer Süsswasser-Perlmuschel "Hyriopsis schlegli" wesentlich mehr "keimfähiges" Mantelgewebe eingepflanzt werden. Dazu wurden 5 im Inneren der Muschel und jeweils 8 auf jeder Seite des Mantels Stücke des Mantelgewebes eingepflanzt. Danach wurde die Zahl der implantierten Mantelgewebe bis auf 40 Stück erhöht. Dadurch hat die chinesische Süsswasser-Perlenproduktion alle anderen Perlproduktionen mengenmäßig überholt.