Geschichte der Perlenzucht

Carl von Linné Copyright: Nationalmuseum Schweden

Seit dem frühen Mittelalter haben Menschen bereits versucht das bilden von Perlen in Muscheln zu beeinflussen, indem sie Fremdkörper in die Muschel einführten. Dies führte teilweise zu einigem kleineren Erfolg. Man spricht hier aber nicht von einer Perlenzucht, sondern solche der natürlichen Perlenbildung nachgeahmte Beeinflussung der Muschel werde als Naturperlen bezeichnet. 

Im 13. Jahrhundert haben die Chines bereits damit begonnen in Süsswassermuscheln aus Metall geformte Buddha-Figuren an die Innenwand der Muschelschale mit einem Draht zu befestigen, damit die Muschel diese Figur mit Perlmutt überzieht. Nach einigen Berichten soll dies bereits vor dem Jahr 1082 praktiziert worden sein.

 

Der Schwedische Forscher Carl von Linné (auch bekannt als Linnaeus) hat im Jahre 1761 seine erste freie Perle gezüchtet, wobei diese nicht komplett von der Muschel selbst erzeugt wurde. Er bohrte ein Loch in die Süsswasser-Muschel und hängte an einem Silberdraht ein Stück Kalkstein der frei in der Muschel hing. Die Muschel hat diesen dann vollständig mit Perlmutt ummantelt. Dies war die erste bekannte Form die unserem heutigen Perlenzuchtverfahren ähnelt.

 

Copyright: Waterlow & Sons
The naturalist in Australia 1897

Nach Angaben von John Saltmarsh waren am Ende des 19.Jahrhunderts im  Norden von Australien in der “Torres Strait” auf „Thursday Island“ über 2.000 Japaner mit 400 Schiffen (Arafura Perlenflotte) damit beschäftigt, Perlmuschel zu gewinnen. Japan war zu dieser Zeit der führende Anbieter auf dem Weltmarkt für Perlmutt.  Der Kommissar für Fischerei in Queensland war zu dieser Zeit William Saville Kent . Weiterhin erwähnt Slatmarsh , dass Kent von Perlen fasziniert sei und die Technik zur Kultivierung von Halbperlen studierte, die von den Chinesen angewendet würde. Die Chinesen produzierten Bilder von Buddha in Muscheln. Dazu würden sie ein Loch in der Schale einer Süßwassermuschel bohren und setzen einen kleine Messing-Buddha an der Innenseite der Schale unter dem Mantel, dann sichern Sie ihn mit einem Stück Faden das durch das Loch gezogen wurde. Saville Kent verbesserte diese Technik indem er einen Kern an der Innenseite der Muschelschale mit einem Warmharzkleber befestigte.  Er begann mit der ersten Zuchtperlfarm in Australiens in der Albany Passage, in der Nähe von „Thursday Island“.  Sein Halbperlen erzielten hohe Preise. Er verbrachte Jahre danach mit der Forschung und experimentieren um runde Perlen zu züchten. Im Jahre 1890 war er erfolgreich und produzierte eine echte runde Zuchtperle.

Saville Kent erkannte nicht den Wert seiner Entdeckung und er war bereit, diese Technik jedem Interessenten zu zeigen und zu erklären. Er wollte auch diese Methode veröffentlichen um die kommerziellen Möglichkeiten bekannt zu machen. Er kam aber nicht mehr dazu und verstarb im Jahre 1908. Nach seinem Tod wurde seine Perlfarm, zusammen mit seiner Technik und Methode verkauft. Dr. Alvin Seale in der Zeitschrift Science im Juli 1910 berichtet, dass ein Australier, die Forschungs-Perlenfarm von Saville Kent gekauft hatte und mit Hilfe der Techniken runde Perlen züchten konnte. Es gibt aber keine weiteren Aufzeichnungen mehr darüber was mit der Perlfarm weiter passiert ist.
 

Torres-Strait/Thursday Island
Courtesy of the University of Texas Libraries, The University of Texas at Austin."

Es sieht so aus, als wenn sowohl Mise Stiefvater und Dr. Nishikawa, beide  waren Fischereibeamten mit der japanischen "Arafura Pearling Flotte" von „Thursday Island“, die Forschungsergebnisse von William Saville Kent über die Technik zur Kultivierung runder Perlen übernommen haben und im Folgejahr ihr Patent ohne eigene Forschung, angemeldet haben. Im Jahr 1968 schrieb die Autorin Joan Young Dickinson in ihrem „Buch über Perlen“ : "Es scheint, dass in der Zeit um die Jahrhundertwende ein unbekannter  „Australian Oysterman“  die Methode erfand . . . und das Geheimnis ging versehentlich und unwissentlich an diese beiden jungen Japaner verloren".




 


Bildquelle + Fotolizenz::Gallica.bnf.fr Bibliothèque Nationale de France

Im Jahre 1916 begann Kokichi Mikimoto, nach langjähriger Forschung die Kultivierung und Zucht von Salzwasserperlen mit der Muschelart "Auster Pinctade martenssi". Mikimoto hatte seinen ersten Erfolg mit einer nicht an der Muschelschale angewachsenen Perle. Bei dieser Methode wird ein Stück des Mantelgewebes das für die Schalenbildung zuständig ist, von einer Muschel zusammen mit einem runden Kern aus der Muschelschale/Perlmutt eingesetzt. Bei den bis dahin vorgenommenen Versuchen wurde entweder der Fremdkörper von der Muschel abgestoßen oder die Muschel starb ab. Bis zum Jahre 1935 hatte Japan 350 Perlenfarmer die jährlich ca. 10 Millionen Zuchtperlen produzierten. Im April 1926 bei dem "Jeweller's Congress" in Paris überzeugte Mikimoto die Conkressmitglieder und diese so gezüchteten Perlen wurden als "Zuchtperlen/Cultured Pearls" zugelassen. Danach bereiste Mikimoto mehrere Länder in Europa und verbrachte 7 Monate in den USA und machte die Zuchtperle dort bekannt.

Wer nun tatsächlich der Erfinder der heutigen Methode der Perlenzucht ist, kann nicht mehr genau festgestellt werden. Denn im Jahre 1907 haben die beiden Japaner: Tatsuhei Mise und Nishikawa Tokichi sowohl ein Patent auf freistehende Perlen beantragt und die Methode die sie angewendet haben, wurde als " Mise-Nishikawa -Verfahren" bekannt. Das Mise-Nishikawa-Verfahren verwendet einen kleinen "Fremdkörper" aus Metall oder einem anderen Material  und einem Stück Mantelgewebe, die in der Keimdrüse (das Fortpflanzungsorgan) der Perlmuschel platziert wurde. Mikimoto selbst versuchte, runde Perlen in dem Mantel der Perle (wo die natürliche Bildung von Perlmutt stattfindet) zu züchten. Aber seine  Methode mit Seidenfäden um den Fremdkörper zu binden, war nicht sehr erfolgreich. Er perfektionierte jedoch das Mise-Nishikawa-Verfahren dadurch, dass er den Fremdkörper im Mantelgewebe implantierte.

Während der jahrzentelangen Forschung von  Mikimoto, um seine erste freistehende Zuchtperlen im Jahr 1908 zu "ernten", hatten Mise und Nishikawa ihre Methode im Jahre 1907 patentieren können, ohne die aufwendige Forschung wie Mikimoto, wobei beide (Mikimoto und Mise/nishikawa) unabhängig voneinander ihre Versuche vornahmen. Mise war ein Zimmermann ohne Ausbildung in der Perlenzucht und Nishikawa ein junger Absolvent von der Universität von Tokio. Im Jahr 1901 wurden Nishikawa und Mise Stiefvater (ein Oberinspektor für das japanische Büro der Fischerei) auf Thursday Island/Torres-Strasse geschickt, um die japanische Flotte zu inspizieren. Es ist bekannt, dass um diese Zeit Saville-Kent bereits mit Mantelgewebe und Zellkerne experimentieren, um runde Zuchtperlen mit einigem Erfolg zu züchten.  Es ist deshalb naheliegend, dass Nishikawa und Mise Stiefvater über die Saville-Kent Versuche auf "Thursday Island" informiert waren und vermutlich haben diese Informationen die beiden, Mise und Nishikawa ohne größere Forschung zu einem schnellen Erfolg verholfen. 

Mikimoto wurde in Toba City (Präfektur Mie) in Japan, im Jahre 1858 als ältester Sohn einer Familie geboren, die ein Nudelrestaurant betrieb. Er begann mit der Forschung der Zucht von Perlen in Austern im Jahre 1888 und hatte in den späten 1890er Jahren ein Patent für die Zucht von der halbkugelförmigen Mabe Perlen verliehen bekommen. Während der nächsten zwanzig Jahre setzte er seine Forschungen in der Perlenzucht fort und bekam das Patent für die Zucht von runden/kugelförmigen Perlen Anfang des 20igsten Jahrhunderts. Danach setzte sich Kokichi Mikimoto für den weiteren Ausbau und Vermarktung von gezüchteten Perlen ein. Obwohl Mikimoto nicht alleine die Zucht von Perlen erfunden hat, so ist es seinem Einsatz zu verdanken, dass die so gezüchteten Perlen auch von der Allgemeinheit als wertvoll angesehen wurden. Seine Bemühungen öffneten weltweit neue Märkte für die Zuchtperle und begründete im wesentlichen die heutige Perlenindustrie. Für seine Verdienste wurde Mikimoto mit diversen Ehrungen und Preisen in seinem Geburtsland Japan ausgezeichnet sowie ein kleine Insel auf Okinawa nach ihm benannt . Er starb 1954 im Alter von 96 Jahren.

Im Sommer 1949 kamen 16 australische Schiffe und holten die komplette Zuchtanlage von Mikimoto in der Bucht von Tsurunaga bei Kyoto ab. Das gesamte Lebenswerk von Mikimoto (der zu diesem Zeitpunkt 92 Jahre alt war) einschliesslich aller bis dahin geheimgehaltenen Perlen-Zuchtverfahren mussten als Reparationsforderung an die Alliierten d.h. an Australien übergeben müssen. Professor H.-R. Benson-Walch ein australischer Zoologe, der die Deportation der japanischen Perlenzucht leitete, überführte das Wissen um die Perlenzucht nach Australien und gründete damit die Basis der heutigen Südsee-Perlenzucht in Australien.  

 

Weltkarte mit Perlenzuchtgebieten
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Von Japan aus verbreitete sich die Perlenzucht in weitere Länder. Zuerst begannen Japaner mit der Akoya-Perlenzucht in Burma und die gezüchteten Perlen wurden in Japan als "japanische" Züchtung verkauft. Nach dem Zusammenbruch der Süsswasser-Perlenzucht in Japa,n wurde in den Seen in China gezüchtet. Und die Chinesen selbst begannen ebenfalls mit der Perlenzucht nachdem das Verfahren zur Züchtung an die Chinesen "verraten" wurde. Nach dem Krieg und die Deportation der Perlenzucht nach Ausstralien wurde dort sowie in Indonesien und Philippinen mit der Südsee-Perlenzucht begonnen. Und in neuester Zeit hat man auch an den ursprünglichen Orten an denen Naturperlen gefischt wurden, auch wieder mit der Perlenzucht zu beginnen. Dies sind der Persische Golf, das Rote Merr, der Golf von Manna im Süden von Indien, sowie im Golf von Kalifornien und auch Süsswasser-Perlenzucht in den Südstaaten von den USA. Zur Zucht wurden weitestgehend die lokal vorhandenen Muscheln verwendet, die Perlen in anderen Farben und Lüster hervorbrachten. Auch wurde mit der ursprünglichen Zucht von Halbschalen-Muscheln, den s.g. Mabe Perlen bekonnen. Eine der bekanntesten Mabe-Perle ist die Abalonen-Perle.     

Quellennachweis:

The naturalist in Australia by W.Saville-Kent, published 1897 by Champam&Hall Ltd. London (page >195)

The Pearl King by Robert Eunson 1956